Immer wieder wird in einer Diskussion im Rahmen der E-Mobilität das Brennstoffzellenfahrzeug mit Wasserstoff als bessere Alternative auf den Tisch gebracht.
Aber ist dies eine Alternative und welche Vorteile hat Wasserstoff.
Anbei mal einige Fakten dazu - natürlich im Vergleich zur E-Mobilität, denn diesen Vergleich muss man sich stellen
Fakt 1) Fahrzeugangebot: Modelle und Preise
StreetScooter H2 Lieferwagen - noch nicht erhältlich
Hyundai Nexo 69.000€
Mercedes-Benz GLC F-Cell nur Miete 799€/Monat
Honda Clarity Fuel Cell nur in Japan/Kalifornien
Hyundai ix35 65.450€
Toyota MIRAI 78.600€
H2 Mobility Wasserstoffautos
Diese Daten sprechen für sich selbst und sind nichts im Vergleich zu massentauglichen BEVs (Batterie-elekrisch)(Hybrid lass ich mal außen vor).
Fakt 2) Tankstellennetz
lt. dem Verband/Gremium H2 Mobility sind aktuell (02/2020) 82 Tankstellen verfügbar und es soll bis Ende 2020 auf 100 Tankstellen aufgestockt werden.
Dem stehen über 55.000 Ladesäulen in Deutschland gegenüber.
Die vielen Steckdosen (ja auch dort kann ein BEV laden) im Haushalt sind dort nicht mitgerechnet.
Im Privathaushalt kann Wasserstoff generell nicht geladen werden.
siehe dazu
H2 Mobility (die blauen Punkte sind zukünftige Tankstellen und können rechts oben ausgeschaltet werden)
GoingEletric Ladesäulen Deutschland
Fakt 3) Verbrauch/Betriebskosten
(kg H2/100km)(WLTP Werksangabe - Testverbrauch)
Hyundai Nexo 0,92 - 1,2kg (Autobild/Auto-Motor-Sport/ADAC)
Mercedes-Benz GLC F-Cell 1 - 1,6kg (ADAC/div. Autozeitschriften)
Hyundai ix35 1 - 1,3kg (ADAC/Spiegel/ADAC)
Toyota MIRAI 1 - 1,5kg (Testverbrauch ADAC/Motor1)
Der Preis für 1kg Wassertoff ist bundeseinheitlich auf 9,50€ festgelegt.
Dieser Preis ist momentan nur mit Erdgas und Subventionen machbar.
Somit kosten aktuell 100km schon mal mehr als 10€ und liegen damit über Verbrennerfahrzeugen.
Sollte die Zukunft Wasserstoff aus Elektrolyse verlangen, ist dies um den Faktor 3 teurer
Ein BEV ist im Pendler-Betrieb mit ca. 13-16kwh zufrieden ( x 0,26€ grüner Ökostrom Haushalt == 3,40€ bis 4,20€)
Praxis Berufspendler
Obwohl Brennstoffzellen-Fahrzeuge elektrisch (Elektromotor) angetrieben werden, ist eine komplexe Brennstoffzellen-Einheit verbaut.
Es kann sich jeder selbst ausrechnen, das aufgrund zweier "Motoren" die Wartungs-, Inspektions- und Reparaturkosten auch höher sind.
(z.B. ein Luftfilter alle 10.000km für 300€)
Hier mal die Erfahrungen eines Kunden welcher ein Brennstoffzellenfahrzeug genutzt hatte und nun bei Tesla gelandet ist.
Wasserstoff oder E-Auto ? Tom hat sich entschieden (ab Minute 3:52)
Fakt 4) Reichweite
Die Reichweiten kann sich jeder anhand des Tankinhalts selbst ausrechnen (ich habe mal den Mittelwert von oben angenommen)
Hyundai Nexo 6,3Kg H2 / 1,05 == 600km
Mercedes-Benz GLC F-Cell 5,6kg H2 / 1,3 == 430km
Hyundai ix35 4,4kg H2 / 1,15 == 382km
Toyota MIRAI 5,0kg H2 / 1,25 == 400km
Wie man hier sieht, sind die Reichweiten nicht unbedingt höher als bei aktuellen BEVs mit größerem Akku.
Sicherlich ist das Tanken, und hier kommen wir zu einem kleinen Vorteil, wesentlich schneller.
Fakt 5) Ökonomisch und Ökologisch wertvoll
Da Wasserstoff als Ressource in reiner Form nicht vorliegt, wird Wasserstoff aktuell zu 90% aus Erdgas gewonnen.
Neben der Abhängigkeit durch Importe aus Russland ist Erdgas auch wieder ein fossiler Brennstoff welcher CO² freisetzt.
Wollen wir das und ist das besser als Erdöl?
Die Elektrolyse aus Solar- und Windkraft ist aufwendig, teuer und ineffektiv.
Jede Wandlung (Strom->Wasserstoff->Elektromotor) ist verlustbehaftet. In jedem Prozess gehen aktuell ca. 1/3 Energieinhalt verloren.
Also warum sollen wir den Strom nicht direkt ins Auto (batterie-elektrisch) laden und unseren Motor damit antreiben.
Der Wirkungsgrad (von Stromerzeugung bis Antrieb/im besten Fall eigenen Solarstrom tanken) ist beim BEV gegenüber Brennstoffzellen-Fahrzeug teilweise mehr als 3x besser.
Also müssen wir 3x mehr Strom mit Solar- und Windenergie produzieren und wir reden hier nicht über die vorhandenen Ausbau-Probleme dieser Technologien.
Fazit:
Alles in allem sind die aktuellen Fakten gegen Wasserstoff (und die Brennstoffzelle) die gleichen, die alle Gegner seit Jahren
gegen E-Mobilität aufführen. Aktuell haben sich allerdings Wissenschaft, Politik, Wirtschaft auf die E-Mobilität eingeschossen.
Die Entwicklung macht dort riesen Fortschritte und der Zug für Wasserstoff scheint abgefahren zu sein.
Ich will nicht behaupten das im Transportverkehr (Warentransport/ÖPNV) oder bei höheren Reichweiten Wasserstoff keine Chance mehr hat.
Allerdings leben wir im hier und jetzt mit den aktuellen Klimazielen und können nicht noch 5-10 Jahre im Individualverkehr auf die Brennstoffzelle warten.
Meiner Meinung ist die Entscheidung gefallen ....
Dies einmal als Denkanstoß ... und immer nach dem Motto
informieren ... hinterfragen ... Meinung bilden
100% wird man nie bekommen ... mache den Schritt und wähle die beste Alternative
weitere Quellen
Volker Quaschning (Elektroauto, Diesel oder Wasserstoff - Womit stoppen wir die Klimakrise?
hier eine gute Zusammenfassuung
Energiewende rocken - Abrechnung mit der Brennstoffzelle
hier ein guter Kommentar von Jens vom Kanal MoveEletric
Ein paar Worte über Wasserstoff - Brennstoffzelle statt Elektroauto? Was ist die Zukunft?
Und Stefan Schwunk mit einige kritischen Anmerkungen und welche Probleme der ÖPNV mit Wasserstoff noch hat
VDI Vortrag "Mobil mit Wasserstoff" - Eine kritische Auseinandersetzung
Links dazu
Mobil mit Wasserstoff: Brennstoffzelle – die Antriebstechnologie der Zukunft?
Wasserstoff und Brennstoffzelle - mehr als eine neue Antriebstechnik